Energiewende – so kann die Industrie grün werden

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(Foto: [© vegefox.com], stock.adobe.com)

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Als Industriestandort ist Deutschland führend. Sollen die Verpflichtungen des Pariser Klimaabkommens eingehalten werden, geht es nicht ohne die Industrie. Denn die ist nicht nur für etwa ein Fünftel der nationalen Wertschöpfung zuständig, sondern auch für ein Fünftel der Treibhausgasemissionen. 7 Millionen Menschen arbeiten in der Industrie. Bis 2050 will Deutschland treibhausgasneutral sein, muss also die Emissionen um etwa 80 bis 95 Prozent reduzieren.

Energiesektor und Industrie hängen zusammen

Soll die Klimaneutralität gelingen, müssen die Wechselbeziehungen zwischen Industrie und Energiesektor untersucht werden. Denn die Industrie kann nicht treibhausgasneutral werden, solange sie auf Energie aus fossilen Trägern angewiesen ist. An einer Erforschung der Wechselwirkungen arbeitet derzeit ein Konsortium aus vier Beteiligten:

  • die Unternehmensberatung Navigant
  • das Institut für Energiewirtschaft und Rationale Energieanwendung
  • die Forschungsstelle für Energiewirtschaft
  • die Kanzlei BBG

Im Kern dreht sich die Arbeit des Konsortiums darum, künftige politische Instrumente für die Energiewende in der Industrie auf wissenschaftlich fundierte Füße zu stellen. Denn gerade hinsichtlich der Wechselwirkungen gibt es noch viele offene Fragen.

Rahmenbedingungen schaffen und Maßnahmen veranschaulichen

Schaut man die verschiedenen Branchen innerhalb der Industrie genauer an, wird schnell klar: Nicht alle tragen in gleichem Rahmen zu den Treibhausgasemissionen bei. Ein paar fallen durch besonders hohe Emissionen auf:

  • die Metallerzeugung und Metallbearbeitung (Stahlindustrie)
  • die Verarbeitung von Nichteisenmetallen (Aluminium, Kupfer, Zink)
  • die Grundstoffchemie
  • die Branche Glas
  • die mineralischen Werkstoffe Zement, Kalk und Keramik
  • die Papiererzeugung und -verarbeitung
  • die Nahrungsmittelindustrie
  • die Querschnittstechnologien (Automobil beispielsweise)

Diese Erkenntnis mag marginal erscheinen, ist aber tatsächlich der Ausgangspunkt für die nun folgende Formulierung langfristiger Optionen im Klimaschutz. Wie wird sich der deutsche Strom- und Brennstoffbedarf verändern, wenn die genannten Branchen ihre Optionen nutzen und Maßnahmen umsetzen? Wie flexibel ist der Energiesektor, um auf diese Veränderungen zu reagieren?

Alles eine Frage der Kosten?

Modifikationen des Strommarktes wirken schnell auf die Stromkosten aus. Und die Stromkosten sind in der Industrie grundsätzlich Produktionskosten. Wie sieht es also mit den Effekten der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit am Industriestandort Deutschland aus?

Klar ist, dass es nicht die eine Lösung für alle Branchen innerhalb der Industrie gibt. Jede Branche wird ihren eigenen Transformationspfad gehen müssen. Das soll sicherstellen, dass die Branche zwar grün(-er) wird, aber dennoch wettbewerbsfähig bleibt. Alle Pfade zusammen ergeben eine Karte, die die Marschrichtung der Industrie insgesamt vorgibt. Aus der Analyse der regulatorischen Rahmenbedingungen erarbeitet das genannte Konsortium Handlungsempfehlungen zur Veränderung. Klar ist schon jetzt, dass es in keiner der Branchen ohne hocheffiziente Technologien und deren Nutzung gehen wird.

Diese hocheffizienten Technologien müssen bei der Kosten-Nutzen-Rechnung mitgedacht werden. Denn die gibt es zum Teil schon. Was also hindert die einzelnen Branchen daran, sie zu nutzen? Welche Hemmnisse gibt es, und wie sieht es mit dem Exportpotential aus? Um dem Projekt ausreichend Expertise zur Seite zu stellen und einen soliden Weg für die Zukunft erarbeiten zu können, wird es von Vertretern und Vertreterinnen aus verschiedenen Branchen und Industrien begleitet. Wissenschaft und Zivilgesellschaft sind ebenfalls im Beteiligungsprozess integriert.

Am Ende stehen sechs Berichte

Die Dokumentation des Projekts ist auf sechs Module angelegt, die jeweils in einem Bericht enden. Die Berichte werden sukzessive veröffentlicht und zu einem Endbericht zusammengefasst. Bislang (Stand Anfang Juni 2021) sind vier Berichte öffentlich:

  • Energiewende in der Industrie – Abschlussbericht zum Arbeitspaket 1
  • Abschlussbericht zum Arbeitspaket 2a (Dekarbonisierungstechnologien)
  • Abschlussbericht zum Arbeitspaket 2a (Branchensteckbriefe)
  • Abschlussbericht zum Arbeitsbericht 2b (Flexibilitätssteckbriefe)

Es ist also abzusehen, dass finale Erkenntnisse und Schlussfolgerungen noch einige Zeit auf sich warten lassen werden. Das Projekt wird am Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) übrigens vom Referat IIIA4, Ökonomische Fragen der Energiewende, Szenarien und energiepolitische Fragen des Emissionshandels, betreut.

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